David Lee Brewer
Der Autor

Als jemand der in seiner Karriere von bedeutenden Managementbüros repräsentiert wurde, habe ich gelernt, was es bedarf, um in der Musikindustrie erfolgreich zu sein.

Mit meinen Erfahrungen in der Öffentlichkeitsarbeit und dem Selbstmarketing konnte ich führenden Sängern aus Klassik und Pop helfen, ihre Karrieren aufzubauen und fortzusetzen.

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Der Autor

Die Anfänge

In vielerlei Hinsicht habe ich ein großartiges Leben. Ich wurde in Omaha, Nebraska, geboren und wuchs unter den wachsamen Augen meiner Mutter und Großeltern auf, die dabei halfen, meinen Traum über eine Karriere im Showbusiness zu verwirklichen. Singend und tanzend hatten es meine Großeltern als Varieté-Künstler zu Erfolg gebracht und ihre Familie in stabilen Verhältnissen versorgt, bevor sie in Rente gingen. Meiner Erinnerung nach waren sie ungefähr in meinem heutigen Alter – in ihren frühen 50ern. Heute verstehe ich, dass sie in ihren besten Jahren waren und dass ich zum Erben ihrer weisen Leitgedanken wurde. Sie lehrten mich unterhalb der Oberfläche von Dingen und Ideen zu schauen, um so die Bedeutung all meiner Unternehmungen zu verstehen.

Meine Großeltern wären stolz gewesen zu erfahren, dass ich als Tenor in führenden Rollen an den größten Konzerthallen und Opernhäusern der Welt aufgetreten bin. 

David Lee Brewer  tenor

Klassisch ausgebildeter Sänger

Als klassisch ausgebildeter Sänger habe ich z.B. bei KOCH International (Tania), New World Records (Amistad), oder bei IRCAM, Radio Suisse Romande (Les Nègres) CDs aufgezeichnet. EMI Frankreich nahm mich in ihre Liste der zuverlässigen Sänger des französischen Repertoires auf, nachdem mich ihr Marketingdirektor dem Vorstand empfohlen hatte. Meine Aufführung in der Weltpremiere von Cecilia in Monte Carlo, die auf dem öffentlich-rechtlichen Sender France 2 übertragen wurde, hatte mir EMIs Ehre zuteil werden lassen.

Ich bin in zahlreichen Konzerten und Opern aufgetreten, die im Fernsehen übertragen wurden, insbesondere mit der Opéra Monte Carlo, dem Festival d’Antibes, Bermuda Festival und der Classic Open Air Opera in Berlin.

Tenor

Erste klassische Casting-Show

Darüber hinaus habe ich Open Opera mitgestaltet, die erste klassische Casting-Show für ARTE (Europas Äquivalent zu U.S. PBS oder dem Sender A&E). Wir coproduzierten Bizets Carmen und zeichneten für die Rollenbesetzung Verantwortung. Die europaweite Übertragung erfolgte im Sommer 2012 und holte mehr als zehn Millionen Zuschauer vor den Bildschirm.

Open Opera
OPEN OPERA

Master Classes

Ich gebe Meisterkurse an amerikanischen und europäischen Universitäten und bin nachgefragter Berater für große Plattenlabels wie Sony, Columbia, Warner Music Group, Universal Music Group, EMI, Indie-Labels und Produzenten weltweit. Darüber hinaus war ich professioneller Tänzer des Balletts und Modern Dance, Choreograph, professionelles Model, Schauspieler, Publizist und Songwriter für GEMA. Über meine Studenten und meine Arbeit habe ich zahlreiche Interviews gegeben und in TV-Shows auf VH1MTV, ART, oder der BBC und in zahlreichen national und international erschienenen Publikationen berichtet. 

Von Gott gegebenes Talent

Als ich drei Jahre alt war, hatten mein Großeltern mütterlicherseits bereits Musik und Tanz als meinen Werdegang festgelegt; und es gab kein Entrinnen. Um ehrlich zu sein: Ich liebte das Singen und das Aufführen. Davon getrieben, dass ich in ihre Fußstapfen treten sollte, scheuten meine Großeltern, Evelyn und Charles Sims, keine Mühen, meinen Erfolg zu garantieren, und sie spornten meine Mutter und meine Lehrer an, sie in ihrer Kampagne zu unterstützen.

Neben meiner frühen Faszination für menschliches Verhalten vertiefte sich mein Hang zur Musik und zum Gesang. Als Kind und auch noch als junger Mann träumte ich davon, Psychiater zu werden.  Ich las sehr viel, und zu der Zeit, in der ich Omahas anspruchsvolle Technical High School besuchte, entdeckte ich für mich die Psychologie. Dabei kommentierte meine Großmutter nur kurz: „Ok, Baby“, um mich daran zu erinnern, auch wirklich pünktlich zum Klavierunterricht zu erscheinen.

Wie bei den meisten schwarzen Sängern können meine Wurzeln zur Kirche der Schwarzen zurückverfolgt werden. In meinem Fall war es die Clair Memorial United Methodist Church in Omaha. Dort hörte ich zum ersten Mal den Ausdruck „Ein von Gott gegebenes Talent“. Was ist das genau?

Für Laien scheint es ein Natur gegebenes Talent zu sein, in dessen Besitz sich der Künstler befindet; etwas irgendwie Besonderes, das von Gottes Hand berührt worden ist. In den vergangenen Jahren kamen viele Künstler zu mir, die über ein von Gott gegebenes Talent verfügen. Im Wesentlichen bezeichne ich es als „perfekt platzierte Stimme“.

Von Gott gegeben bedeutet nicht, dass der Sänger weiß, wie man singt. Und es bedeutet ganz gewiss nicht, dass das natürlich gegebene Talent ohne die Hilfe eines kompetenten Lehrers authentisch bleibt. Meistens ist dieses nicht der Fall. Das Studium mit einem fähigen Lehrer stärkt des Sängers Fähigkeiten und hilft ihm, seine natürlich platzierte Stimme in ein gesundes und zuverlässiges Instrument zu transformieren.

Kein Sänger erreicht den Gipfel ohne vernünftige Führung. Das Ziel eines jeden Lehrers sollte dabei das Wohl des Sängers und dessen Stimme gleichermaßen mit berücksichtigen.
Das Niveau der Kunstfertigkeit, auf dem ich arbeite, um meine Studenten zu kultivieren – gleich ob es auf dem Gebiet der Oper oder dem Pop ist – umfasst alle Aspekte ihrer Gesundheit: emotional, physisch und psychisch. In der Gesangskunst kann es keine Trennung dieser Elemente voneinander geben.

Meine Leidenschaft und Verantwortung habe ich in der Rolle des Musik- und Gesangslehrers gefunden, wobei diese auch von der Wertschätzung meiner Mentoren geprägt wurden. Es ist eine gewaltige Verantwortung, die ich nie leicht nehme. Wenn meine Studenten befragt würden, wären Geschichten über harte Arbeit, Frustration und vielleicht auch über die eine oder andere vergossene Träne zu hören. Aber ich denke, dass alle zumindest darin eindeutig übereinstimmen, dass das Resultat am Ende zufriedenstellender ist, als sie sich es je erträumt hätten. Ich bin der erste, der zugibt, kein leichter Lehrer zu sein, da ich den letzten Floh bekämpfe, der meinen Studenten das Singen und Aufführen erschwert. Ich verlange von ihnen das allerbeste. Schließlich möchte ich, dass sie besser sind als ich, und ich halte nichts zurück.

Das Singen war stets mein von Gott gegebenes Talent. Und jeder meiner Mentoren hat mir dabei geholfen, von einem Amateursänger zu einem erfolgreichen, professionellen Tenor aufzusteigen. Doch erst nachdem ich begann zu unterrichten, hat sich mein ganzheitliches Engagement in der Musik manifestiert.

Singen war mein Talent,
aber Unterrichten ist meine Gabe

In einem Interview mit den Potsdamer Neueste Nachrichten wurde ich wie folgt zitiert: „Singen war mein Talent, aber Unterrichten ist meine Gabe. Ohne das Unterrichten wäre mein Leben nicht komplett.“ Es ist korrekt. Die Musik, das Singen und Unterrichten wurden in ihrer Verbindung zum Mittel meiner Wahl.

Die Größe reduziert sich für jeden Künstler auf eine Hand voll Faktoren und auf ein oder zwei Details, die aber dann den Unterschied ausmachen. Viele Menschen haben Talent. Also, was unterscheidet sie denn von einander? WISSEN! Das ist die Antwort, die ich meinen Studenten gebe.

David Lee Brewer

Wunsch, Stimme, Talent, Vision, Vorstellungskraft, Technik, Beharrlichkeit und Disziplin

In meiner Karriere habe ich geholfen Stimmen wieder herzustellen, die unter Stimmknötchen (Polypen oder Calli auf den Stimmbändern) litten; Stimmen, die zitterten (gewöhnlich das Resultat unzureichender Stütze oder Untergewicht); Stimmen, die mit einer Amplitude des Grand Canyons wackelten (was man nicht nur von Gospelsängern kennt, sondern auch dem Verlust der Elastizität zuzuschreiben ist); Stimmen mit langsamen Vibratos (was auf eine Trennung vom Diaphragma zurück geht); Stimmen mit Tremolos ( Blöken, das einem zu starken Druck auf die Stimmbänder entspringt); Stimmen, die litten, da Kopfverletzungen oder Schäden des Stimmnervs, dem Nervus laryngeus recurrens vorlagen; und unbeständige Stimmen von Sängerinnen, deren Östrogen-Level zu niedrig waren (ihre Stimmen können bis zu einer Drittelnote sinken). Ich habe sogar mit Gehörlosen gearbeitet, ein höchst interessanter Prozess.

Es trifft mich immer, wenn ich auf eine Stimme treffe, die dem Verfall nahe ist. Wenn ein Schüler zum Unterricht kommt, können eine Vielzahl Probleme zum Vorschein kommen. Nur allzu oft möchte der Schüler eine kurzfristige Lösung, da er das Problem als lediglich „gering“ einstuft. Doch genauso oft hat er extreme Schwierigkeiten, oder sie bewegen sich bereits auf ihn zu, wobei das Unbehagen, zu singen, oder ein eingeschränkter Stimmumfang auf Ängsten beruhen kann.

Auf der anderen Seite kommen auch viele Studenten zu mir, die gesunde aber unausgereifte Stimmen haben. Mein Erfolg, Problemstimmen bereinigen zu können, kommt auch ihnen zu Gute. Auf die meist gestellte Frage, auf welche Weise ich meine Ideen an den Sänger übermittele, antworte ich: „Denk‘ es, setzt‘ es Dir aufs Gesicht und dann sing es.“

Dies scheint ein einfacher, ein allzu simplifizierender Gedanke zu sein. Aber glaubt mir, das ist er nicht. Dieses umschreibt einen komplexen Prozess, dessen Beherrschung Jahre beansprucht, um es zu meistern. Meine Aufgabe besteht darin, für die sowohl gesunde als auch angeschlagene Stimme eine solide, technische Methode zu entwickeln, so dass der Sänger mit Konsistenz und einem „Singen nach Belieben“ auftreten kann. Wenn Künstler diesen komplexen Prozess verinnerlicht haben, werden Gesang und Aufführung mühelos erklingen und erscheinen. So wie im Falle von Beyoncé.

In allen erdenklichen Szenarien muss ich mich in die Psyche der Sänger vertiefen. Wer sind sie? Wie ticken ihre Uhren? Was hat es mit ihren Idiosynkrasien auf sich, die sie an den Tag legen? Haben sie eine kümmerliche Körperhaltung, oder nervöse Zuckungen, die einen ihrem Vorsatz entgegengesetzten Effekt hervorrufen? Was sind ihre Ängste? Und wo kommen diese her? Letzten Endes muss ich den Künstler dahingehend bewerten, ob er in der Lage ist, mit ununterbrochenem Atem zu singen und musischen Intellekt und Entschlossenheit kultivieren kann. Hierzu habe ich bestimmt, dass ein Musiker acht spezifische Charakteristika aufweisen muss: Wunsch, Stimme, Talent, Vision, Vorstellungskraft, Technik, Beharrlichkeit und Disziplin. Genau in dieser Reihenfolge.

Beyoncé Giselle Knowles & Destiny’s Child

Von Gott gegebenes Verlangen, Stimme, Talent, Vision, Vorstellungskraft und Beharrlichkeit – dieses unvergessliche Paket stand eines Tages in Form der achtjährigen Beyoncé Giselle Knowles singend vor mir. Es war mir eine große Freude, sie in den darauf folgenden elf Jahren in Stimmbildung und Disziplin ununterbrochen zu unterrichten. Beides war unabdingbar, um ihre gottgegebenen Eigenschaften zu fördern und um sie wie auch die anderen Mädchen, die ich für Destiny’s Child zusammengestellt hatte, für den überwältigenden Erfolg zu trainieren. Und das, bevor sie ihre Teenagerjahre hinter sich gelassen hatten.

Ich hatte viele Schüler, die großartige Studenten waren und als Sänger und Sängerinnen erfolgreich wurden. Doch Beyoncé und die anderen Mädchen von Destiny’s Child markierten meinen Beginn. Sie waren diejenigen, die dem Wort „besonders“ die wahre Bedeutung gaben. Sie teilten ihre Hoffnungen, Träume und Albträume mit mir bis zu dem Grad, in welchem diese auch meine wurden, und ich dachte oftmals mehr an sie als an mich.

Die Eltern der Knowles - insbesondere Mutter Celestine – luden mich zu sich in ihr Leben ein. Es war eine Situation, die uns allen dienlich war, solange wir einander respektierten und die Grenzen wahrten. Ich war der Gesangslehrer, Coach, und Mentor von Beyoncé und den anderen Mädchen. Als die Grenzen bröckelten, begann mein innerer Kampf über meine Rolle in der Familie.

Beyonce

Beyoncé: Raising Genius
das Buch

All die Opfer, Belohnungen und Enttäuschungen, die ich als Mentor der Mädchen erleben durfte, sind in den Seiten Beyoncé: Raising Genius beschrieben. Die oftmals traurigen Geschichten sind in meinem eigenen Überlebenskampf mit eingewoben, in welchem ich zur Klarheit gelange. Es stimmt, was über begabte Kinder und deren Anpassung gesagt wird. Oft bin ich die Stimme der Vernunft; der verantwortliche Erwachsene im Raum. Und manchmal versinke ich bodenlos in Scham, da ich mehr als eine Dekade damit zugebracht hatte (insgesamt 14 Jahre), das musikalische und künstlerisch darstellende Talent von Beyoncé und den anderen Mädchen zu führen. Ich kannte sie gut. Sie können nicht aus meinem Leben radiert werden. Meine Arbeit als ihr erster Gesangscoach und „Coach von Allem“ und ebenso meine Rolle als ergebener Berater, Beschützer, Mentor und Freund, hat ihnen das Rüstzeug gegeben, die allergrößte Girl-Group in der Geschichte der USA, wenn nicht sogar in der Welt zu werden.

Beyoncés Ausbildung umfasste vier Privatstunden pro Woche zuzüglich sechs Unterrichtsstunden in der Gruppe pro Woche - Monat für Monat, Jahr für Jahr, elf Jahre lang, um vom begabten Talent zum Genie zu transformieren. Jeden Morgen fragte sie mich in ihrer Wissbegier: „Was werde ich heute lernen?“ Unsere gemeinsame Vergangenheit und Freude -  meine des Unterrichtens, ihre des Lernens – können mir nicht genommen werden. Ich bin stolz auf ihre Errungenschaften. All die Mädchen, heute erwachsene Frauen, sind viel komplexere Charaktere, als sich ihre Fans und andere vorstellen können.

In meiner fast dreißigjährigen Karriere als Gesangslehrer hatte ich bis zum heutigen Tage keine Studentin, die zielstrebiger und fokussierter war als Beyoncé. Ich gab ihr das Beste, was ich als Lehrer, Mentor und Freund geben konnte; und es ist leicht jemandem zu geben, der so lernwillig ist. Während alle meine Studenten hart arbeiteten und erfolgreich waren, bleibt Beyoncé der Star, der sich von allen abhebt. Alle hatten Talent, besaßen aber nicht dieselbe Tatkraft wie Beyoncé.

Im Jahr 1998 feuerte Beyoncé ihren Vater Matthew Knowles als Manager. Um sich zu retten, begab sich Matthew erneut in die Reha. Und dieses Mal lautete die Diagnose „Hypersexualität“. Obwohl Beyoncé von dem ihr bis dahin unbekannten Verhalten schockiert war, fühlte sie mit ihm. Und es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, dass sie von seinem Verhalten entsetzt war. Celestine, davon getrieben, Beyoncé zu führen, wiederholte ihr Mantra: „In dieser Familie sind wir loyal!“ Und selbstverständlich gab Beyoncé dem Druck ihrer Mutter nach. Ihre Schwester Solange hingegen nicht.

Einige Monate später erhielten Destiny’s Child bei den Lady of Soul, Soul Train Music Awards ihre Auszeichnung; drei Preise an einem Abend! Beyoncé dankte zuerst mir, dann ihrem Choreographen Frank Gatson Jr., dann ihrer Mutter und zuletzt ihrem Vater. Das Video kann auf YouTube unter „Destiny's Child Sweep the 1998 Lady of Soul Awards“ abgerufen werden. Matthew Knowles attackierte Beyoncé backstage und verlangte von ihr, meinen Namen nie wieder zu erwähnen. Und sie tat es auch nicht. Als sie die Augen ihrer Mutter suchte und nach moralischer Unterstützung bat, hörte sie: „Wir bleiben um jeden Preis loyal zu einander“. Und Beyoncé gehorchte. Sie weinte, aber sie gehorchte.

Ich wunderte mich, was das alles zu bedeuten hatte. Weshalb hielten die Knowles meine Freundlichkeit für Schwäche?

persona non grata

Nachdem das von mir mitgestaltete Junioralbum 1999 veröffentlicht wurde, hatte man mich zur persona non grata erklärt.

Das Album katapultierte meine Mädchen in die Wohnzimmer der Menschen. Es war in jeder Hinsicht wie nach einer Prophezeiung. Im Dezember sollte sich mein ideales Bild auflösen, und im Februar 2000 sollten LeToya Nicole Luckett and LaTavia Marie Roberson ohne Grund gefeuert und ihr Name in den Schmutz gezogen werden. Die Öffentlichkeit schluckte die zusammengereimten Geschichten der Knowles‘ über das undankbare Verhalten der beiden Mädchen. Märchen über Stolz, Überlebenskampf und Selbstaufopferung - eine Thematik, der sich Eltern von Stars aller Couleur allzu gern annehmen. Die öffentliche Akzeptanz dieser Unwahrheiten hatte verheerende Konsequenzen, insbesondere für LeToya und LaTavia.

Während meiner christlich geprägten Erziehung lehrte mich meine Großmutter, „auch die andere Wange hinzuhalten“ . Ich hörte und glaubte: „Tue Dinge nicht der Anerkennung wegen, sondern von Herzen.“ Ich möchte aber, was jeder Mensch verlangt und was jeder Künstler zutiefst begehrt: Nicht in Vergessenheit geraten. Ich möchte die Anerkennung meiner Arbeit, und ich möchte den Applaus, den ich verdient habe. Das macht mich nicht weniger zum Christen. Dessen bin ich mir nun bewusst.

Ich hatte nie gedacht
dass ich dieses Buch schreiben müsste

Paul Burrell, Autor des Buches Im Dienste meiner Königin (A Royal Duty), welches von seinem Leben mit Prinzessin Diana erzählt, sagte einst zur Presse: „Ich hatte nie gedacht, dass ich dieses Buch schreiben müsste – aber ich hatte ebenso wenig daran geglaubt, das Gleichgewicht wieder herstellen zu müssen.“ Und genau das ist auch mein Gefühl. Es drückt lediglich einen der vielen Gründe aus, weshalb ich dieses Buch schreibe. Die anderen Gründe finden sich in Betrügereien und Gier wieder. Beyoncé und all die anderen Mädchen waren wie Töchter für mich, die ich nie hatte. Ich hatte sie sehr geliebt. Sie waren ehrliche und anständige Kinder, die mit ernsthaften Familiensituationen konfrontiert wurden, die kein Kind erfahren sollte.


Mein Ziel ist jedem Studenten zur Selbsterkenntnis zu verhelfen. Als Lehrer, Mentor und musikalischer Berater kenne ich sie in vielen Bereichen oftmals besser als sie sich selbst. Das ist mein Job. Subtile und auch weniger subtile Herangehensweisen sind dabei von Nöten, um den Studenten des Gesangs in die Richtung emotionaler und stimmlicher Ungezwungenheit auszurichten. Letzen Endes ist mir daran gelegen, dass meine Schützlinge besser sind als ich. Und dafür halte ich mit nichts zurück.

Nichts desto trotz ist es wichtig zu wissen, wann man loslassen muss. Die Bindung zwischen Lehrer und Schüler, die für die Ausbildung eines großen Künstlers unabdingbar ist, ist gewaltig. Dabei können Trennungsängste auf beiden Seiten ihren Tribut zollen. Doch wenn der Künstler Erfolg haben soll, muss der Lehrer loslassen. Am Ende geht es um die Karriere des Schülers.

Ich nahm mich Beyoncé und der anderen Mädchen an, wohl wissend, dass sie eines Tages die Welt erobern würden. Und es war notwendig sie zu wappnen und nicht zu lähmen. Ich atmete, weinte und freute mich mit ihnen, wenn sie ihren Emotionen freien Lauf ließen und ihren Ängsten begegneten. Ich half ihnen dabei ihre Gefühle durch Mikromimik auszudrücken und leitete sie zu dem Verständnis, wie die menschlichen Emotionen im Gesang zum Ausdruck kommen. Darüber hinaus war ich fest entschlossen, einen ganzheitlichen Künstler zu schaffen, den ich als „360-degree Artist“ bezeichne.

Wenn man sich meine Aufgabenbereiche und meine professionelle Erfahrung vor Augen hält, könnte man meinen, ich hätte mir bereits gut vorstellen können, dass Vertrauensbruch oftmals mit Hoheitsansprüchen einhergeht. Nichts desto trotz war ich im Glauben, für immer in ihrem Leben zu bleiben. Ich gehörte doch zur Familie. Celestine Knowles hatte mich in der Stadt oft als ihren „kleinen Bruder“ vorgestellt. Diese „Verwandtschaft“, gleich wie stark sie auch war, wurde nur noch durch die Verbindung zwischen Celestine und ihrer Tochter Beyoncé übertrumpft. Es war wohl unvermeidbar, dass Beyoncé das Handwerk und die Kunst zu lügen, intrigieren und verführen von ihren Eltern erlernen sollte.

Die Märchen um Beyoncés Aufstieg entmystifiziert

In ihrer Dokumentation aus dem Jahr 2013 Life Is But A Dream spricht Beyoncé zu Beginn von ihrer Unabhängigkeit. „Ich fühle mich so leer, wegen der Beziehung zu meinem Vater.“ Ich bin so verletzlich. So, dass ich mich fühle, als sei meine Seele getrübt. Das Leben ist so unberechenbar, aber ich fühlte, als müsste ich nach vorn schauen und nicht länger mit meinem Vater arbeiten. Und es kümmert mich nicht, ob ich auch nur eine Platte verkaufe. Das ist größer als jede Platte. Das ist größer als meine Karriere.“

Ihre Worte gingen mir durchs Herz. Und auch wenn Beyoncé ihren Fans das Das vorenthält, so weiß ich doch aus erster Hand, was sie damit meinte. Ihr Bekenntnis in der Dokumentation spiegelt meine Empfindungen wider – mit einer Ausnahme: Als Beyoncé sagte: “All die verrückten Dinge, die mein Vater getan hatte, waren notwendig…“, ist mir der Kragen geplatzt. Ich konnte nicht glauben, was ich da gerade gehört hatte. Ich realisierte, dass seine Besessenheit nicht nur sie aufgefressen hatte, sondern auch jede andere Person um sie herum. Missbrauch ist es niemals „wert“, und das rücksichtslose Verhalten ihrer Eltern kann kaum als widerspruchsfreies Erziehungsmodell interpretiert werden.

So wie ich die Sachlage verstehe, sind die Dinge klar: Beyoncé hatte nie die Absicht, jemandem zu schaden. Jede hässliche Tat, wie sie ihr in anderen Büchern zugeschrieben wird, war weder von ihr initiiert noch von ihr begangen worden. Nichts desto trotz liegt die Verantwortung bei ihr.

In John Randall Anthony Taraborrellis Buch kann man lesen, wie Celestine Beyoncé den Wölfen zum Fraß vorwirft. Als ich die entsprechenden Passagen gelesen hatte, war ich schockiert und empört. Schon wieder schien Celestine ihren Plan in Bewegung gesetzt zu haben, alles in Beyoncés Namen zu kontrollieren.

Es gibt zahlreiche Versuche, den meteorhaften Aufstieg von Beyoncé zu beschreiben. Doch alle haben den Kern verfehlt, da sie nicht anwesend waren. Sie kennen sie nicht. Beyoncé: Raising Genius ist nicht darauf angewiesen, Geschichten zu folgen, die von der Familie orchestriert worden sind. Das einzige Buch, das Beyoncés Aufstieg je beschreiben kann, ist meines und wird nicht nur die bis heute unbeantworteten Fragen klären, sondern auch neue Fragen beantworten, an die der eine oder andere Leser bis heute noch nicht gedacht hat. Kein anderer Autor weiß, in welche Tiefen vorzudringen ist, um den gehüteten Schatz der Geschichte Beyoncés zu bergen.

In  Beyoncé: Raising Genius werden die zahlreichen Märchen um Beyoncés Aufstieg entmystifiziert. Ich erzähle fesselnde Geschichten, in denen der selbstsüchtige Größen- und Beeinflussungswahn ihrer Eltern in einer ausgewogenen und einfühlsamen Sprache offenbart werden. Ich schreibe über einen begabten Lehrer und sein Wunderkind. Ein schönes, junges, talentiertes Mädchen namens Beyoncé, das unter enormen Opportunitätskosten für sich selbst und für sein Umfeld zum Superstar avanciert. Meine Enttäuschung ist monumental.

Und hier ist nicht nur meine Wahrheit, sondern auch deren Bedeutung.

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Veröffentlichung: Januar 2018

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Klappentext des Tages

… „Das Schicksal, welches meine Großeltern für mich ausgesucht hatten – eine Karriere in der Unterhaltungsindustrie – wurde mir aufgezwungen, als Beyoncé im Alter von 8 Jahren vor mir in meinem Gesangsstudio stand. Sie hatte fette, kleine Wangen und zwei Zöpfe. Ich werde nie vergessen, was sie gesungen hatte: „Home“, aus The Wiz – Das zauberhafte Land. Das Lied hat mich in die Zeit zurück versetzt, und das Vorsingen sollte der Beginn einer absolut großartigen Periode in meinem Leben sein und auch die schrecklichste.“


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